Laut Statistischem Jahrbuch der Stadt Köln 2010, haben 31,4 % der Bürger/-innen einen Migrationshintergrund. In ganzen Zahlen sind das bei einer Bevölkerung von knapp einer Million rund 314.000 Migrant/-innen. Sie bringen als Teil ihrer Kultur auch ihre religiösen Traditionen mit.
Insgesamt gibt es im Kölner Stadtgebiet über 180 unterschiedliche religiöse Gemeinschaften. 40% der Bevölkerung sind katholischen Glaubens, 17% protestantisch und etwa 12% muslimisch geprägt. Die jüdische Gemeinde in Köln ist in den vergangenen Jahren durch die Zuwanderung von Menschen aus Osteuropa und Russland stark gewachsen und zählt rund 6.000 Mitglieder. Des Weiteren gibt es syrisch-, griechisch-, und russisch-orthodoxe Kirchen, freikirchliche Gemeinden, Baha’i, Sikhs, Hindus, Ahmadiyyas und viele andere mehr.
Die Religion ist für viele Menschen eine Grundlage für die konkrete Ausgestaltung ihres Lebens. Sie bietet spezifische Sichten auf die Mitmenschen, gibt Handlungsanleitungen, beinhaltet Rechte und Pflichten sowie Sitten und Gebräuche. All diese Einflüsse spielen in Begegnungen und zwischenmenschlichen Beziehungen eine Rolle. In unseren, durch Pluralität gekennzeichneten, Gesellschaften ist der Erwerb von interkulturellen und interreligiösen Kompetenzen folglich unverzichtbar.
Dieses Thema konkretisiert sich in Bildungseinrichtungen zum Großteil durch Wissensvermittlung zu den Religionen und Kulturen. Dieses Wissen stellt jedoch nur einen kognitiven Aspekt der interreligiösen Kompetenz dar.
Wichtige Haltungen wie Empathie und Ambiguitätstoleranz sowie die Dialogfähigkeit und Konfliktlösungsstrategien sind weitere unverzichtbare Komponenten der interkulturellen und interreligiösen Kompetenz. Diese Softskills werden in den Schulen allerdings eher beiläufig behandelt. Die Wissensvermittlung steht klar im Vordergrund.
Damit der Dialog und letztlich auch das Zusammenleben in unserer Stadt und unserer Gesellschaft gelingen kann, müssen interreligiöse Kompetenzen eingeübt werden.
Dieses Ziel verfolgt das Projekt „Ich im Dialog mit Dir – Jugend begegnet sich im Garten der Religionen“, das von IN VIA Köln konzipiert und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert wird. „Ziel unseres Projektes ist es, die interreligiöse und interkulturelle Kompetenz von Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu stärken.“, erläutert Anne Plhak, Stabsstelle interreligiöser Dialog.
Damit das gelingen kann, werden verschiedene Themenseminare und Projekttage konzipiert, bei denen sich die Jugendlichen bewusst mit der eigenen Religion und mit fremden Glaubensvorstellungen auseinandersetzen, diese kritisch reflektieren und lernen, den Anderen mit Akzeptanz und Wertschätzung zu begegnen.
Seit September 2012 betreut Anne Plhak das Projekt und wendet sich mit den kostenlosen Angeboten hauptsächlich an Schulen ab der Sekundarstufe I, aber auch an interessierte Jugendgruppen im Alter zwischen 12 und 27 Jahren. „Bei Führungen und Seminaren mit Jugendlichen bemerke ich oft, dass kaum Wissen über die unterschiedlichen Religionen vorhanden ist. Häufig fehlt das Verständnis für bestimmte Verhaltensweisen oder das Aussehen des Anderen.“, erzählt Plhak. Aufgrund dieser Beobachtungen entstand das Themenseminar „Die Weltreligionen lernen sich kennen – Erste Einstiege und Auseinandersetzungen mit mir und dem Anderen“. Die Teilnehmer/-innen erhalten in unterschiedlichen Übungen Einblicke in andere Religionen und beginnen sich im Dialog einander anzunähern.
Dieses Seminar ist jederzeit für Jugendgruppen buchbar, weitere sind in Planung. „Gerne würde ich die nächsten Themen mit Jugendleiter/-innen und Lehrer/-innen abstimmen, da sie am besten wissen, welche Bedarfe die Jugendlichen haben.“, so Plhak.
Das Projekt ist zunächst für drei Jahre finanziert, zielt aber auf eine nachhaltige Nutzung ab.
„Wir möchten, dass der Besuch des Gartens der Religionen nicht als ein einmaliges Event betrachtet, sondern von den Lehrkräften ernsthaft vor- und nachbereitet wird. Unser Ziel ist es, den Dialog im Garten langfristig in den Lehrplan und in den Schulunterricht zu integrieren. Aus diesem Grund bieten wir Multiplikatorenschulungen an, die es den Lehrer/-innen ermöglichen, Seminare im Garten eigenständig durchzuführen“, ergänzt Plhak.
Interessierte Schulklassen und andere Jugendgruppen werden noch gesucht. Eine Anfrage, auch für eine Schnupperführung oder eine Projektpräsentation in der Schule ist jederzeit möglich.
Der Garten der Religionen von IN VIA Köln e.V. wurde im September 2011 eröffnet. Seit dem wurde er von mehr als 180 Besuchergruppen mit mehr als 2.000 Gästen besucht. Er ist von montags bis freitags zwischen 08:00 Uhr und 18:00 Uhr für jeden frei zugänglich.
Für Anmeldungen, Rückfragen und weitere Informationen wenden Sie sich an:
Anne Plhak
Tel: 0221.4728.711
Mail: anne.plhak@invia-koeln.de
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